Momentan können wir zusehen, wie die Tage kürzer werden. Wir spüren, wie die Sonne auch tagsüber an Kraft verliert und die Nächte zum Teil bereits sehr kühl sind. An manchen Tagen lichtet sich der Nebel nicht und die Feuchtigkeit und das Grau in Grau will den gesamten Tag nicht weichen. Aber an sonnigen Tagen schillern die gefärbten Blätter an den Bäumen in ihren schönsten Farben, und während eines Waldspaziergangs hört man das Laubrascheln unter den eigenen Füßen.
Nicht jeder Tag im Herbst ist schön. Nicht jeder Tag fällt uns leicht und erfüllt uns, besonders wenn das Grau des Tages nicht weichen will und die Dunkelheit immer mehr zu nimmt. Wir müssen uns nach einem Sommer voll Leichtigkeit, Helligkeit und Energie umstellen auf trübe lange Tage. Dem einen gelingt dies leichter, dem anderen nicht. Manchen von uns fällt der Übergang in die dunkle Jahreszeit sogar richtig schwer und wir kämpfen für ein paar Wochen mit trüben Gedanken und zum Teil sogar depressiven Zügen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie schwer mir der Übergang im Oktober und November fiel, als meine Kinder noch sehr klein waren und die Tage gefühlt nie enden wollten. In diesen Zeiten habe ich versucht mir für jeden Tag ein kleines Highlight zu überlegen, das mir und meiner Seele guttat. Geholfen hat mir auch der Blick auf die Gemütlichkeit des Herbstes, zum Beispiel durch eine schöne Herbstdekoration, neue Rezepte mit dem Herbstklassiker Kürbis, Zeiten unter einer kuscheligen Decke mit einem Buch und heißem Tee oder einem gemütlichen Film- oder Plauderabend mit der Freundin.
Alles hat seine Zeit. So wunderschön die gefärbten Blätterfarben im Augenblick noch sind, ist die Natur doch gerade jetzt sehr geprägt von Veränderung: sie vergeht nach und nach. Im voranschreitenden Herbst wird die Natur immer kahler, um sich auf den Winter vorzubereiten. Es ist eine Zeit des Loslassens. Loslassen ist nicht immer leicht, denn Schönes und Bekanntes weicht einer öden Leere. Loslassen bedeutet, dass wir Veränderungen zulassen und annehmen, manchmal auch ganz konkret durch Einschnitte und Veränderungen im persönlichen Leben oder Umfeld. Aber während des Loslassens dürfen wir innerlich wachsen und reifen. Dies ist nicht immer spürbar und auch nicht sichtbar. Aber es geschieht. Altes muss vergehen, damit Neues entstehen kann. Erlaube dir, Veränderungen auch in deinem Leben zuzulassen und Dinge loszulassen in dem Vertrauen, dass Gott das richtige Timing für dich im Sinn hat und er dein persönliches Puzzleteil zu einem größeren Ganzen zusammensetzt.
„Jedes Ereignis, alles auf der Welt hat seine Zeit: Geborenwerden und Sterben, Pflanzen und Ausreißen, (…) Weinen und Lachen, Klagen und Tanzen, (…) Umarmen und Loslassen.“ (Prediger 3,1-2,4-5)
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