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Willkommen im Zwischenland

Einige von euch folgen mir auf meinem Kanal auf Instagram. Für alle, die mit Social Media nichts am Hut haben: Auf meinem Instagram-Account poste ich regelmäßig kleine Beiträge zu Themen, die mich momentan beschäftigen. Die Wortanzahl ist allerdings begrenzt, so dass man sich relativ kurz halten muss. Hier auf meinem Blog ist das anders, und das ist großartig! Zudem habe ich auf meinen Post über das sogenannte “Zwischenland” einige Rückmeldungen erhalten, dass ich nicht die Einzige bin, die sich in der Warteschleife befindet. Deshalb möchte ich hier noch mal meine Gedanken in etwas ausführlicherer Art und Weise zu dem Thema “Willkommen im Zwischenland” teilen. Interessiert? 😉

Ein Jahr ist es nun her, dass ich das Abfindungsangebot bei Daimler angenommen und meine Arbeit dort aufgegeben habe. Seitdem bin ich daheim. Ich wollte bewusst mehr Zeit für meine Familie haben und ich hatte es satt, ständig auf dem Zahnfleisch zu gehen. Jeder Mensch hat unterschiedliche Ressourcen und Begrenzungen. Manche strotzen nur so vor Kraft und ich kann nur staunen, wie wenig Schlaf vielen Menschen ausreicht, um trotzdem voller Power ihren anspruchsvollen Aufgaben und Jobs nachgehen zu können, inklusive Familie, Kids, Haushalt und Co. Und dann gibt es wieder andere, die normalsterblich unterwegs sind – ich glaube, zu denen gehöre ich. 😉 Ich hatte einen anspruchsvollen Job mit viel Verantwortung und daneben meine Familie mit zwei Jungs, Haushalt und ehrenamtliche Tätigkeiten in der Gemeinde zu stemmen. Das war ganz schön viel!

Ich habe meine Entscheidung, beim Daimler zu kündigen, keinen einzigen Tag bereut. Stattdessen habe ich es genossen, Zeit zu haben für die vielen kleinen Dinge im Leben, für die ich vorher sonst keine Zeit hatte: mal auf dem Sofa liegen und einfach nur lesen, ausreichend Zeit mit Gott verbringen, einen längeren Spaziergang machen, eine Freundin auf einen Kaffee treffen, während die Kinder in der Schule sind. Und einiges mehr. Außerdem habe ich mir in den letzten 12 Monaten erlaubt, groß zu träumen. Was macht mir Spaß? In welche Richtung könnte mein Leben gehen? In welchem Bereich könnte ich mir eines Tages vorstellen wieder zu arbeiten? Beim Träumen ist alles erlaubt, es gibt kein richtig oder falsch. Ich habe meine Träume immer Jesus hingelegt, während ich spazieren lief. Meine Spaziergänge waren und sind meine Lieblingsauszeiten vom Alltag, bei denen ich Gottes Reden am besten wahrnehmen kann. Denn beim Spazierengehen bin ich am wenigstens abgelenkt.

Und während des Träumens kam auch Gottes Vielfalt an Kreativität in mir zum Vorschein. Ich fühlte mich nach einer ersten Zeit des Ausruhen wieder ganz neu lebendig, übersprudelnd und voller Tatendrang und ja – voller großer Träume. Vor allem habe ich das Schreiben lieben gelernt. Und hey – meine letzte echte Schreibarbeit war meine Abi-Deutsch-Leistungskurs-Klausur, die schon ein paar Jahre zurückliegt. 😉 Seitdem hatte ich nie wieder einen Gedanken ans Schreiben verwendet. Aber plötzlich war da Gottes Flüstern: “Fang doch mal an!” Und so ist zum Beispiel dieser Blog entstanden, und so habe ich auch meinen Instagram-Kanal gestartet. Mein Herz schlägt für Ermutigung und mein Herz schlägt dafür, aus meiner Vergangenheit Sinnvolles entstehen lassen zu können. Ich bin noch ganz am Anfang, aber mein Herzenswunsch ist, dass Gott meine Vergangenheit gebraucht, damit andere Mädchen und Frauen Hoffnung und Perspektive für ihr eigenes Leben – mitten im Zerbruch – bekommen.

Ich habe mich also auf die Reise gemacht, bin mutig Schritte aufs Wasser gegangen, immer in dem Glauben, dass Jesus mir den nächsten Schritt zeigt. Mein Vertrauen in Jesus war und ist groß. Und so ist ein Herzensprojekt aus diesem Vertrauen entstanden – erst in meinem Herzen und anschließend auch in Realität. Ich kann dir heute noch keine Details dazu sagen, aber ich hoffe, dass ich das in absehbarer Zeit nachholen kann! Eins kann ich dir bereits verraten: es hat mit Schreiben und mit meinem Herzenswunsch, anderen Hoffnung zu schenken, zu tun.

Die Erfüllung bzw. Umsetzung meines Traums und Herzensprojektes liegt in greifbarer Nähe. Aber eben auch nur fast. Denn manchmal führt Gott einen erstmal in ein Zwischenland. Ein Zwischenland des Wartens, des Ausharrens, des Vorbereitens, des Formens. Und da sitze ich nun – im Zwischenland. Ich warte. Und warte. Und das ist echt schwer für mich.

Gott kündigte mein Zwischenland sogar höchstpersönlich an: da saß ich nämlich kürzlich im Gottesdienst und hörte Gottes Stimme leise in mein Herz flüstern:

“Hab Geduld! Harre aus!”

Gott

Na super! Geduld ist ja auch echt meine totale Stärke! Nicht. 😉 Aber genauso ist es gerade: ich muss lernen zu warten. Nein, ich DARF lernen zu warten und mich in Geduld üben. Auch wenn es sich anfühlt wie vergeudete Zeit. Auch wenn manchmal die Zweifel kommen und ich mich hinterfrage, ob der Weg, den ich begonnen habe zu gehen, auch wirklich der Richtige ist. Denn im brachen Land überkommen mich tatsächlich nun immer wieder Zweifel. Habe ich mir Gottes Reden vielleicht nur eingebildet? Es lief doch alles so gut – warum schweigt nun alles um mich herum? Ich befinde mich seitdem total im Leerlauf.

Zwischenland ist für mich das Land zwischen Aufbruch und Ankunft. Ich bin aufgebrochen, bin viele Schritte gegangen. Aber nun stehe ich. Sitze ich. Warte ich. Und bin noch nicht angekommen. Das ist an sich überhaupt nicht schlimm. Mir geht es gut. Ich habe keine Krise. Aber ich bin ungeduldig. Ich mag nicht warten. Dabei weiß Jesus doch am besten, was gut für mich ist. Warum stelle ich sein Wirken in Frage, nur weil es mal eine Weile still ist in meinem Leben? Ich merke, dass ich echt noch eine Menge lernen darf. Denn ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass Gott weiß, was er tut, in dem er mich warten lässt. Und ich bin mir auch sicher, dass dieses Zwischenland gut für mich ist. Nur mein Ego will das nicht aushalten und ist das Warten leid.

Aber das Leben ist nunmal eine Reise. Und mein aktuelles Etappenziel heißt “Zwischenland”. Nachdem ich meinen Post auf Instagram dazu hochgeladen hatte, habe ich mich daran erinnert, dass ich ein Buch mit dem Titel “Zwischenland” im Schrank stehen habe. Es ist geschrieben von Jeff Manion, einem Pastor aus Michigan, USA, den ich bei einem Willow Kongress vor einigen Jahren sprechen gehört hatte. In seinem Buch gibt er Impulse, wie man in Zeiten voller Krisen und Durststrecken die Gelegenheit bekommt, geistlich zu wachsen und sich von Gottes Gnade tragen zu lassen. Dabei sind mit den Zeiten des Umbruchs in seinem Buch vorwiegend schwierige Zeiten gemeint – Wüstenzeiten und Zeiten voller Not.

Auch die Kommentare, die ich über Instagram bekommen habe, machen deutlich, dass viele das “Zwischenland” so definieren, dass es sich um schmerzvolle, einsame, anstrengende und manchmal hoffnungslose Zeiten handelt.

Wenn wir von Arbeitslosigkeit, Krankheit jeglicher Art, Ehekrisen, Scheidung, ungewollter Kinderlosigkeit, Problemen in der Kindererziehung und anderem sprechen, dann sind das echte Wüstenzeiten. Und ja, irgendwie auch ein Zwischenland. Jeff Manion macht seinen Lesern und Leserinnen Mut, dass es sich beim Zwischenland aber nicht um eine verlorene oder vergebliche Zeit handelt. Er beschreibt es folgendermaßen:

Ich bin fest davon überzeugt, dass das Land zwischen Aufbruch und Ankunft – das Land, in dem wir uns verloren, einsam und zutiefst verletzt fühlen – der fruchtbarste Boden für geistliches Wachstum ist und dass Gottes Gnade sich gerade dort auf wunderbare Weise zeigen kann.

Jeff Manion

Wenn ich mein Zwischenland mit dem anderer Menschen um mich herum vergleiche, werde ich ganz demütig und dankbar. Es macht mich demütig, weil ich mich über Dinge beklage, die es eigentlich nicht wert sind ausgesprochen zu werden. Mein Blick bekommt eine neue Dimension, wenn ich mir vor Augen halte, dass sich mein Zwischenland kein bisschen anfühlt wie Not oder Schmerz. Es hält stattdessen Chancen für mich bereit. Entweder in die eine gewünschte oder eben in eine andere gute Richtung. Gott weiß, was gut für mich ist. Er weiß, wo ich eines Tages stehen werde. Bis dahin treffe ich die Entscheidung, das Zwischenland des Wartens in meinem Leben willkommen zu heißen. Ich bin gespannt, was ich während des Wartens erleben werde. Ob ich das Zwischenland lieben lerne, weiß ich noch nicht. Aber nochmal: es ist ein dankbares Zwischenland, in dem ich durchatmen darf. Inne halten kann. Mich neu auf Jesus fokussieren kann. Und ich will bereit sein, mich vorzubereiten und mich formen und verändern zu lassen für das, was kommt. 

Für alle, die sich in einer echten Wüstenzeit innerhalb eines Zwischenlandes befinden: In Jesus findet ihr Halt in der Zeit eures Umbruchs! Auch wenn manche Zeiten echt hart und schwierig sind, unendlich viel Kraft kosten und schmerzhaft sind, lohnt es sich, diese Zeiten auszuhalten. Nirgendwo besser bietet sich die Chance, geistlich zu reifen, sich von Jesus heil lieben zu lassen und gestärkt aus dieser Zeit des Umbruchs hervorzugehen, als in einer Wüste. Dazu wünsche ich dir Mut und Hoffnung! Und nein, das sind keine leicht dahingesagten Worte. Ich kenne auch diese schweren Wüstenzeiten, die mir alles abverlangt haben. Mir ist klar geworden, dass es unterschiedliche Definitionen für “Zwischenland” gibt. Mein heutiges Zwischenland unterscheidet sich klar von dem, das bereits hinter mir liegt und aus dem ich gestärkt herausgetreten bin. Und deshalb glaube ich für dich, dass auch du diese Zeit im Wüsten-Zwischenland meistern und eines Tages innehalten wirst und darüber staunen kannst, was Jesus in deinem Leben vollbracht hat.

Hast du dich auch schon mal in einem Zwischenland befunden? Wie erging es dir damit? Ich freu mich über deinen Kommentar! 

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